Im Gasthaus von Karl Elbert trafen sich im Jahre 1952 immer wieder eine Handvoll Männer, bei denen der Gedanken gereift war, eine Musikkapelle zu gründen.

Es waren dies Karl Elbert, Eduard Reinhard und Otto Süß, zu denen sich noch Burkard Berninger gesellte.

Es ging immer um das gleiche Thema. Man überlegte hin und her und kam zu dem Resultat, dass so etwas nur auf Vereins-Basis geschehen könne.

Gesagt – getan. Man ging ans Werk. Es wurden junge Männer angesprochen, die dafür geeignet erschienen und so hatte man bald eine Gruppe von 40 Personen beisammen, die bereit waren, nach des Tages Lasten am Abend noch Musik zu lernen – Notenlesen und ein Blasinstrument zu spielen.

So traf man sich am 24.09.1952 bei Karl Elbert im Gasthaus „Maintal“ zur Gründungsversammlung. Gewählt wurden: 1. Vorsitzender Otto Süß, 2. Vorsitzender Theodor Heuß, Kassier Jürgen Schundermann, Schriftführer Adolf Wöber. Es gelang ihnen, als Dirigenten Ernst Kropp, einen ehemaligen Berufsmusiker des Karlsbader Kurorchesters, zu gewinnen.

Für die Ausbildung der Klarinetten sorgte Eduard Haderer, für die Posaunen war Burkard Berninger zuständig. Es entwickelte sich ein eifriges Üben, das in den Abendstunden im ganzen Ort zu hören war.

Am 16.10.1952 war bereits der erste Auftritt am Totensonntag. Das Stück hieß „Ich hatt’ einen Kameraden“. Bei der Christmette wurde zum ersten Mal in der Kirche gespielt.

Werbekonzerte, bestritten durch die Stadtkapelle Miltenberg, wurden veranstaltet. Der erste Auftritt außerhalb unserer Gemeinde erfolgte 1953 beim Kreismusikfest in Wenschdorf, wo der Musikverein einschließlich -kapelle mit 120 Personen vertreten war. 1954 konnte zum ersten Mal ein Teil der musikalischen Ausgestaltung des Jubiläumsfestes des Gesangvereins übernommen werden. Zum Fest in Rüdenau fuhr man mit einem Pferdefuhrwerk – ein originelles Beförderungsmittel.

Im Herbst 1954 konnte das erste Konzert unter Ernst Kropp ohne Aushilfen veranstaltet werden. Die Werbekonzerte und die Besuche unserer Nachbarvereine bildeten einen festen Bestandteil des Jahresprogramms. Um die Geselligkeit zu pflegen fand ein erster Ausflug in den Odenwald statt.

Ernst Kropp trat am 01.05.1956 als Dirigent zurück und Ernst Lindner kam an seiner Stelle. Im Jahre 1958 konnte die musikalische Gestaltung des Gauturnfestes in Trennfurt übernommen werden. Die Kapelle schrumpfte immer mehr zusammen und ohne Aushilfen ging es nicht mehr. Bis 1963 waren sechs verschiedene Vorstände am Werk. Das konnte so nicht weitergehen. 

Bei der Generalversammlung nahmen dann die aktiven Musiker die Verantwortung selbst in die Hand. Es wurden gewählt: 1. Vorsitzender Hilmar Scholl, 2. Vorsitzender Josef Faht, Kassier Karl Wolf, Schriftführer Heinz Wöber. Diese Leute machten sich an die Arbeit um das Schiff „Musikverein“ wieder flottzumachen. Es wurden junge Menschen gewonnen, ein Instrument zu erlernen. Die Geselligkeit wurde gepflegt. Im Jahre 1965 übernahm Gerhard Hayder den Dirigentenstab. Das Feuerwehrfest konnte bereits mit Hilfe der Nachwuchsmusiker bestritten werden – ein erster Erfolg.

Da in der Kasse meist Ebbe herrschte, veranstaltete man ein Sommernachtsfest im Schwimmbadgelände. Trotz kühler Witterung blieben 55,00 DM übrig. Der Festanfang war gemacht. Da ja auch der äußeren Erscheinung Rechnung getragen werden musste, beschaffte man die ersten Wappen für einheitliche Westen. Auch neue Hosen standen auf der Anschaffungsliste.

Im Jahre 1968 übernahm Ernst Kropp noch einmal den Taktstock, um ihn dann am 07.06.1969 endgültig an Karl Wolf abzugeben. Im gleichen Jahr konnte auch der musikalische Teil des 90jährigen Feuerwehrfestes bestritten werden. Im August fand zum ersten Mal das nun schon zur Tradition gewordene Gartenfest auf dem heutigen Festplatz an der Ankergasse statt. Es war eine gelungene Veranstaltung.

Als feste Termine für die Kirche wurden, außer den Prozessionen, der „Weiße Sonntag“, das Christkönigsfest und die Christmette festgelegt.

1970 begleitete man zum ersten Mal den Kreiskarnevalszug musikalisch. Auch unser Ballett war dabei. Im Jahr 1972 wagte man zum ersten Mal einen dreitägigen Ausflug in den Bayrischen Wald nach Eschlkam. Dort wurde ein Festgottesdienst mitgestaltet. Außerdem fand ein Standkonzert statt. Pfarrer und Bevölkerung waren begeistert.

Das 20jährige Jubiläum begann mit einem Gemeinschaftskonzert der beiden Musikvereine von Trennfurt und Klingenberg im Pfarrheim und endete mit dem Gartenfest. Zahlreiche Vereine wurden besucht.

Der Pfingstausflug 1973 führte diesmal nach Gondershausen im Hunsrück, zu unserem ehemaligen Flügelhornisten Wolfgang Wöber. Dort wurde auch der Festgottesdienst mitgestaltet. Beim Festbesuch in Elsenfeld haben wir auch am Marschmusikwettbewerb teilgenommen.

Der Rosenmontagsball, das Gartenfest, ein bayrischer Bierabend sowie der zweite Ausflug in den Bayrischen Wald nach Eschlkam waren die Höhepunkte 1974. Dass es bei den Ausflügen auch sehr lustig zuging, beweist folgende Begebenheit: Am Abend des Ankunftstages wurde mit der dortigen Bevölkerung tüchtig gefeiert. Zu vorgerückter Stunde wurde in der Garderobe des Lokals ein kleiner Musiker abgegeben. Man hatte ihn im Straßengraben gefunden und am Abzeichen seiner Weste erkannt, wo er hingehörte.

Das Jahr 1975 begann mit einem Paukenschlag. Am 05.01. fand das Weihnachtskonzert zusammen mit dem „Gemischten Chor“ aus Laudenbach statt. Eine ausgezeichnete Kritik schloss sich an. Nach dem Kirchenbrand übernahm der Musikverein anstelle der Orgel die musikalische Umrahmung der Gottesdienste im Pfarrheim.

Für 1976 war ein großer Ausflug in die Berge mit Stützpunkt Murnau geplant. Nachdem die Vorbesprechungen gut gelaufen waren, wurde die musikalische Gestaltung des Festgottesdienste im ehemaligen Augustinerchorherrenstift zu Rottenbuch übernommen. Hierfür erntete der Musikverein ein dickes Lob. Schloss Linderhof, der Eibsee, Oberammergau, Mittenwald und München bei der Rückreise waren die weiteren Stationen des Ausfluges.

Im Dezember war der Musikverein wieder gefordert. Da die neue Orgel noch nicht fertig war, umrahmte man musikalisch das Pontifikalamt mit Altarweihe durch Bischof Josef Stangl.

Das Jubiläumsjahr 1977: „25 Jahre Musikverein“

Die Vorbereitungen liefen bereits im Januar an. Am 17.06. begannen die Feierlichkeiten mit dem Ehrennachmittag, bei dem 46 Gründungsmitglieder wurden. Auf dem Gelände des Schwimmbades hatte man ein geräumiges Festzelt aufgestellt. Am Sonntag feierte Herr Pfarrer Helfrich einen Festgottesdienst im Zelt, der von der Musikkapelle mitgestaltet wurde. Am Nachmittag fand ein Festzug durch unser Dorf statt. Festpräsident war Dr. Ackermann und Schirmherrin Frau Ursula Wiegand. Mit einem Tanzabend klang am Montag das Fest aus. Die Veranstalter konnten auf ein gelungenes Fest zurückblicken, das sich auch finanziell gelohnt hatte.

Die Kapelle verfügte nun wieder über 30 aktive Musiker welche mit den Musikprogrammen das Kulturgeschehen im Ort aktiv beeinflußte.

 

Hilmar Scholl